Was wir von Microsoft und Johnson und Johnson lernen können.
von Klaus-Uwe Becker, 12.10.2025
Unsere Performance Profiles unterschiedlicher Aktiengesellschaften enthalten die wesentlichen Daten, die den Erfolg eines börsennotierten Unternehmens für den Aktionär ausmachen. Diese können mit einfachen Berechnungen ermittelt werden. Nur wenige Menschen haben das auf dem Schirm. Meist handelt es sich dabei um professionelle Anleger. Börsenanfänger machen sich eher selten die Mühe, dieses lohnenswerte Thema anzugehen. Das halten wir für einen großen Fehler. Unsere Performance Profiles haben, wenn man so will, eine didaktische, eine lehrreiche Funktion und sollen helfen, ein realistisches Bewusstsein für das gewaltige Potenzial von Aktieninvestments zu entwickeln.
Dass es sich dabei um eine sogenannte ex post Betrachtung handelt, wissen wir. Es ist eine von der realitätsfremden Position des allwissenden Investors ausgehende Analyse, dem bereits zum IPO-Zeitpunkt bewusst war, wie gut sich das Unternehmen über die nächsten Dekaden entwickeln würde. Dass diese Investments mit Risiko und auch Glück verbunden sind, dürfte somit auf der Hand liegen. Mithilfe einer geeigneten Strategie sowie einem gewissen Maß an Kompetenz kann dieses Risiko allerdings in vertretbaren Grenzen gehalten werden.
Zu bedenken ist allerdings auch, dass sich die Unternehmensgründer in einer erheblich riskanteren Position befinden als ein Kleinaktionär, der nur einen geringen Anteil seines Vermögens in ein junges Unternehmen investiert hat. Inhaber sind oft mit Haut und Haaren, auf Gedeih und Verderben an ihre eigene Unternehmensgründung gebunden. Im Falle eines Misserfolgs haben sie erheblich mehr zu verlieren. Einem langfristig denkenden Anleger ist es durchaus möglich, über die Jahre hinweg, in ein bis zwei Unternehmen zu investieren, die ähnlich erfolgreich sind, wie die beiden von uns ausgewählten Protagonisten Microsoft und Johnson & Johnson.
Wie unsere Perfomance Profiles ebenfalls hinreichend nachweisen, handelt es sich keineswegs um Sonderfälle. Den Vorwurf von Picking widerlegt die Menge positiver Daten, die wir im Laufe der Zeit vorlegen werden.
Man darf an die von uns untersuchten Unternehmen jedoch nicht mit der Erwartung herangehen, dass sie die aufgezeigte Entwicklung zukünftig wiederholen würden. Es ist vielmehr davon auszugehen, dass sie auf den statistischen Durchschnittswert der Kursgewinne erfolgreicher Unternehmen zurückfallen werden.
Zeit und Zinseszins
Auch vergleichsweise kleine Investitionssummen – Einmalinvestments um die 1.000 USD – können zu einem großen Vermögen heranwachsen. Dies zu zeigen, ist ein weiteres Hauptanliegen, welches uns am Herzen liegt. Zeit – Lebenszeit – ist dabei der unerlässliche Helfer des Kleinanlegers. Sie ermöglicht es dem Zinseszins, seine magische Wirkung voll zu entfalten. Sie ist aber auch der kostbare Preis, den man für den großen Erfolg entrichten muss, wenn man nur über kleinere anzulegende Beträge verfügt.
Retail Investor ist von dem Ehrgeiz beseelt, genau diesen Mechanismus anschaulich darzustellen.
Buy-And-Hold Strategie
Was wir propagieren, ist nichts anderes als eine Buy–And–Hold Strategie, ein langfristiges Investieren in Unternehmen, durch Dick und Dünn, durch alle Krisen hinweg. Diese Strategie, die auch Warren Buffett erfolgreich praktiziert, wird regelmäßig infrage gestellt, als überholt diskreditiert. Fast immer wird die Kritik von Seiten der Finanzindustrie geäußert und mit so eingängigen Sprüchen garniert, dass bisher noch niemand an Gewinnmitnahmen gestorben sei. Es gibt jedoch einen ganz wesentlichen, fehlenden Aspekt, den man diesem Börsenspruch hinzufügen muss. Durch permanente Gewinnmitnahmen ist bisher auch niemand wirklich reich geworden.
Häufige Kauf- und Verkaufsaktionen treiben lediglich die Umsätze der Finanzindustrie in die Höhe. Aus diesem Grund ist deren Interesse an Buy-And-Hold naturgemäß unterentwickelt. Kunden, die nur hinzukaufen, bringen lediglich die Hälfte der möglichen Umsätze. Das ist es, was man sich bei diesen Einwänden immer vor Augen halten sollte.
Als weiterer Denkanstoß kann auch eine alte, vollkommen konträre Weisheit aus der Wirtschaft herhalten. Danach werden große Vermögen fast immer über Generationen erwirtschaftet. Schaut man sich z.B. den Reichtum einer Susanne Klatten und ihres Bruders, Stefan Quandt (BMW), etwas genauer an, wird dieses Muster mehr als deutlich.
Absurditäten der Philosophie der Geldanlage
Investitionszeiträume, über mehrere Dekaden hinweg, werden, wenn man an Aktien denkt, meist als absurd und unsinnig abgetan. Da profitiere ich selbst ja nicht mehr von, ist das Standartargument, welches meist angeführt wird. Bei Handwerkern, die ihren Betrieb an die nachfolgende Generation weitergeben, wird das Vererben dieser unternehmerischen Lebensleistung jedoch unwidersprochen akzeptiert. Es wird als sinnhafte Maßnahme angesehen. Wäre der Betrieb des Handwerkers jedoch börsengängig, würden anstelle des gesamten Betriebs lediglich Aktien – die die Besitzanteile an diesem Betrieb verbriefen – vererbt werden. Aktien generationsübergreifend zu vererben, wird jedoch komischerweise von vielen Menschen als un- wenn nicht sogar widersinnig angesehen. Zwischen dem nicht börsengängigen Handwerksbetrieb und einer Aktie existiert jedoch kein qualitativer Unterschied, allenfalls ein quantitativer.
Auch das häufig geäußerte Argument, man hätte ohne den Verkauf seiner Aktien ja nichts von seinem Kapital, wird durch unsere Performance Profiles ad absurdum geführt. Der Handwerker verkauft seinen Betrieb – wenn er ihn denn überhaupt verkauft – im großen Normalfall auch nicht vorzeitig, um vom Verkaufserlös seinen monatlichen Lebensunterhalt zu finanzieren. Er benötigt die Produktionsmittel, um seinen Verdienst, auch weiterhin erwirtschaften zu können.
Der Profit – Verdienst – des Aktionärs konkretisiert sich auch in den anfallenden Dividenden, die wir für unsere analysierten Unternehmen ebenfalls ausweisen. Die zusammengetragenen Daten zeigen anschaulich, dass es nicht ratsam ist, die Henne zu verkaufen, wenn sie noch jung ist. Sie alt werden zu lassen und auf diesem Weg möglichst viele Eier geliefert zu bekommen, ist für uns ein schlaueres Ziel, als kurzfristige Gewinne mitzunehmen.
Uns ist durchaus bewusst, dass der Mensch vom Naturell her ein Discounter ist. Er tendiert dazu, den geringeren sofortigen Vorteil dem späteren großen Gewinn vorzuziehen. Wie töricht diese menschliche Schwäche ist und wie teuer ein vorzeitiger Verkauf für den Anleger sein kann, zeigen unsere Performance Charts ebenfalls unmissverständlich.
Was das Performance Profile leiste
- Der IPO-Kurs bzw. der erste Schlusskurs
Es wird entweder der erste Schlusskurs am Tag des Börsengangs (IPO) ausgewiesen oder der erste Schlusskurs, den die Datenbanken von Yahoo Finance US angeben. Die Datenbanken von Yahoo Finance reichen nur bis in die 1960er Jahre zurück. Auch im Netz ist der exakte IPO-Kurs oft nicht mehr zu ermitteln. In diesem Fall greifen wir für unsere Berechnungen auf den frühesten Yahoo Finance US Kurs zurück.
- Der Schlusskurs des ersten Börsentags
Dieser Kurs ist aufgeführt, weil er neben dem IPO-Kurs die Grundlage für die Berechnung unseres Einmalinvestments in Höhe von 50 Aktien ist.
- Eine Übersicht über alle Aktiensplits (Stock Splits)
Dabei ist die vollständige Zeitspanne vom Börsengang (IPO) bis zum angegebenen, aktuellen Datum dokumentiert. Das Jahr des Aktiensplits sowie das Split-Verhältnis, zu dem die neuen Aktien zugeteilt wurden, ist ebenfalls aufgeführt. Bei älteren Aktiengesellschaften ist der maximale Zeitraum dokumentiert, der aus den uns zugänglichen Datenquellen (meist die Homepages der Unternehmen) eindeutig erkennbar ist.
- Auswirkungen der Aktiensplits auf das Einmalinvestment Aktien.
Ausgehend von einem Einmalinvestment von 50 Aktien zum IPO-Zeitpunkt, wird deutlich, wie viele Aktien der Investor zum aktuellen Zeitpunkt halten würde, wenn er an allen erfolgten Aktiensplits beteiligt gewesen wäre. Wir nehmen dadurch die Perspektive eines Langzeitinvestors bzw. des Inhabers ein, der das Unternehmen aufgebaut hat und über die komplette Zeitspanne geführt hat.
- Anzahl der Aktiensplits (Stock Splits) und Splitfaktor
Der von uns errechnete Splitfaktor ist der Faktor, um den sich eine Aktie, die zum IPO-Zeitpunkt erworben wurde, multipliziert hätte.
- Aktien aus 50
Zeigt die Anzahl der gehaltenen Aktien, die über den Splitfaktor aus dem ursprünglichen Investment von 50 Aktien hervorgegangen sind.
- Kurs, Dividende und Wert
Kurs zeigt den Schlusskurs zum angegebenen Datum. Die Dividende ist als Quartalsdividende in USD brutto vor Steuern ausgewiesen. Wert zeigt die Vermögenshöhe, die aus den ursprünglichen 50 Aktien hervorgegangen ist, zum benannten Stichtag (Kurs am) an.
- Kurswachstumsrate
Die Kurswachstumsrate zeigt das durchschnittliche, jährliche Kurswachstum über die gesamte ausgewiesene Zeit an.
- p.a. in USD vor Steuern
Zeigt die Jahresdividende des aktuellen Jahres in USD an. Steuern sind dabei nicht berücksichtigt.
Performance Profile Johnson & Johnson (JNJ)
Als Healthcare Produzent und aktueller Bestandteil des Dow Jones fällt Johnson & Johnson in die Kategorie der älteren Marktführer. Über einen Zeitraum von nunmehr fast 80 Jahren hat das Unternehmen insbesondere die frühen Aktionäre reich gemacht.
Fast 24 Millionen USD wurden aus einem IPO-Investment von 1.875,00 USD im Jahre 1944. Über 650.000 USD (vor Steuern) zahlt JNJ dem Aktionär der ersten Stunde aktuell an Jahresdividenden.
Was man beachten sollte
Der durchschnittliche Bruttoverdienst in den USA lag im Jahr 1947 bei ca. 2.850 $ bzw. 237 US-Dollar pro Monat. Das entspricht einem heutigen Bruttojahresverdienst von ca. 41.500 $. Unser Basisinvestment hätte somit gut 65% eines damaligen Bruttojahresverdienstes abgedeckt. Selbst wenn man nur eine einzige Aktie erworben hätte, entspräche dies einer Investition von 15,8% des damals üblichen Brutto Monatsverdienstes.
Im Jahre 1944 war Aktienbesitz ein elitäres Geschäft der Vermögenden. Aber auch der fehlende Zugang zu wirtschaftlich relevanten Informationen sowie das Wissen über die Möglichkeiten der Börse an sich, war neben den fehlenden materiellen Ressourcen ein großes Problem für die breite Masse der Menschen.
Aktien – Anleihen mit Zins- und Kurspotenzial
Aber auch aus einem Einmalinvestment von nur einer einzigen Johnson & Johnson Aktie zum damaligen IPO-Kurs von 37,50 US-Dollar wäre ein Vermögen von 476.889 USD hervorgegangen. Die daraus resultierenden 2.500 Aktien würden exakt 13.000 USD an Dividendeneinnahmen pro Jahr (vor Steuern) erwirtschaften. Johnson & Johnson leistet nunmehr seit 63 Jahren Dividendenzahlungen an die Investoren, ohne jegliche Unterbrechung. Die über diesen Zeitraum gezahlten Dividenden haben wir nicht berücksichtigt.
Dividiert man den IPO-Preis von 37,50 USD durch den Splitfaktor von 2.500,47 bekommt man den splitbereinigten IPO-Kurs. Dieser beträgt 0,015 USD (aufgerundet).
Mit 2,95% ist die aktuelle Dividendenrendite von Johnson & Johnson allenfalls durchschnittlich hoch. Diese Perspektive ändert sich jedoch gewaltig, zieht man den eigenen Einstandskurs – den splitbereinigten IPO-Kurs – als Berechnungsgrundlage heran. Mit jeder jährlichen Zunahme der Dividende erhöht sich automatisch auch die eigene Dividendenrendite. Retail Investor verwendet aus diesem Grund auch zwei unterschiedliche Begriffe zur Beschreibung dieser Rendite. Die absolute Dividendenrendite setzt die aktuell gezahlte Jahresdividende in Bezug zum eigenen Einstandspreis, zu dem man die Aktie erworben hat. Hätten wir JNJ zum splitbereinigten IPO-Kurs von 0,015 USD im Jahre 1944 erworben, beliefe sich unsere absolute Dividendenrendite auf sagenhafte 34.666,66%. Die aktuelle Dividendenrendite von 2,95% betrachten wir hingegen als relative Dividende.
Performance Profile Microsoft
Aus 50 Microsoft Aktien, erworben zum IPO-Schlusskurs von 21 USD wären nach 40 Jahren 14.400 Aktien geworden. Das Einmalinvestment von 1.050 USD wäre zu einem Endvermögen von 7.357.824,00 USD angewachsen.
Ein Einmalinvestment von nur 195,71 USD hätte ausgereicht, um nach 40 Jahren USD Millionär zu sein. Diese Summe hätte zum Kauf von 9,32 Aktien zum IPO-Preis von 21 USD ausgereicht. Die daraus resultierenden 2.684 Aktien würden dem Millionär „nur“ 8.911,41 USD an Dividenden im Jahr liefern.
Das entspräche in etwa einem Eurobetrag nach Steuern von 5.605 Euro pro Jahr oder 467,10 Euro auf den Monat gerechnet. Reich wäre unser Millionär damit nicht, zumindest was den Dividendenertrag anbetrifft. Er müsste also aus der Substanz verkaufen, um was von seinem Reichtum zu haben. Dabei würde jedoch die volle Kapitalertragssteuer auf seinen gewaltigen Kursgewinn anfallen. Gut 25% seines Vermögens wären somit vernichtet. Das ist der Grund, warum wir dafür plädieren, eine breite Investitionsbasis in ertragsstarke Dividendenwerte zu investieren, um ein möglichst hohes, regelmäßig anfallendes Einkommen in Form von Dividenden zu erzielen. Wir könnten dann in Ruhe auf den Tag warten, an dem Microsoft eine Dividendenrendite von 2-3% aufweist. Das würde dann Bruttodividendenerträge von 20.000 – 30.000 USD abwerfen.
Das Microsoft Performance Profile zeigt aber auch, dass es im Gegensatz zu früheren Zeiten, heute auch als Kleinanleger möglich ist, sehr wohlhabend zu werden. Ein Einmalinvestment von 1.050,00 USD dürfte die finanziellen Möglichkeiten eines Anlegers mit geringer Sparquote nicht übersteigen. Diese Position kann über mehrere Zukäufe, verteilt über einen längeren Zeitraum, erfolgen. Eine gesunde Risikostreuung erhält der Anleger, indem er zu seinen Dividendenwerten, die er bevorzugt kauft, über die Jahre hinweg in verschiedene, aussichtsreiche Anwärter auf Marktführerschaft investiert. Allerdings benötigt man dazu ein Mindset, bei dem sich Disziplin und Ausdauer kongenial ergänzen.
Disclaimer:
Jeder Artikel gibt die persönliche Meinung des jeweiligen Verfassers wieder. Diese ist das Ergebnis eigener Recherchen, die nach bestem Wissen und Gewissen und mit großer Sorgfalt durchgeführt worden sind. Es handelt sich dabei nicht um eine Wertpapierberatung bzw. Aufforderung zum Kauf von Wertpapieren. Vorsorglich wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Erwerb von Wertpapieren mit gewissen Risiken verbunden ist, mit Risiken, die im schlimmsten Fall zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen können.
Es wird ferner darauf verwiesen, dass Wertpapierkäufe auf sorgfältige eigene Analysen und Recherchen gegründet sein sollten. Weder Retail Investor noch der/die Verfasser eines Artikels haften für etwaig entstandene Verluste.
Retail Investor – Klaus-Uwe Becke
Hinweis
Retail Investor besitzt Aktien von Microsoft und Johnson & Johnson
Klaus-Uwe Becker