
Der Stand der Dinge (02.12.2024)
Am 25.09. dieses Jahres haben wir zuletzt eine Einschätzung der Börsenlage abgegeben. Unweigerlich neigt sich nun das Börsenjahr dem Ende zu. Dabei kann man Folgendes konstatieren. Mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit wird es auch im Dezember dieses Jahres zu der üblichen Kurspflege durch die institutionellen Anleger kommen.
Durch die Trump-Rally waren bereits in den letzten Wochen deutliche Kursanstiege bei bestimmten Werten zu verzeichnen. Aus diesem Grund könnte es sein, dass die Jahresendrally diesmal etwas bescheidener ausfällt.
Die spannendere Frage ist aber, ob sich die von wirtschaftlichem und politischem Optimismus getragene Trump Rally auch im neuen Jahr weiter fortsetzten wird.
Zu bedenken ist dabei Folgendes:
- Bereits aktuell sind die Bewertungen vieler Aktien im historischen Vergleich hoch.
- Insbesondere KI-Werte scheinen erst einmal ziemlich ausgereitzt zu sein.
- Kurzfristig könnten Entscheidungen der Trump Administration, wie z.B. Steuersenkungen, weitere Kursprünge hervorrufen.
- Mittel- und langfristig dürfte die Diskussion um das enorme US-Haushaltsdefizit in den Fokus der Anlegerschaft gerückt werden. Die Demokraten werden diese Diskussion sicherlich aktiv ankurbeln.
- Die große Anhäufung von Barreserven bei Warren Buffetts Berkshire Hathaway könnte ein ostentatives Anzeichen für einen stark überteuerten Markt sein. Dafür spricht aktuell einiges. Sie kann allerdings auch Hinweis auf eine anstehende größere Firmenübernahme sein oder einfach nur Buffetts Versuch sein, seinen Nachfolgern eine große, disponible Kriegskasse zu hinterlassen.
Besonders heikel ist aber die Zusammensetzung der neuen Trump Regierung und die daraus resultierenden Folgen. Bei Licht betrachtet, ist sie nicht anderes als ein Konglomerat starker, in Teilen inhaltlich sehr konträrer Persönlichkeiten, mit mehr oder weniger stark ausgeprägtem Hang zur Egomanie und Selbstdarstellung. Dass es zwischen so illustren Persönlichkeiten wie Trump, R.F. Kennedy Jr., Elon Musk oder dem designierten neuen Finanzminister, Scott Bessent, immer friktionslos ablaufen wird, darf man selbst bei sehr nüchterner Betrachtung als Illusion ansehen. Die Frage ist nur, wie groß und elementar die zukünftigen Zerwürfnisse sein werden und ob diese von richtigen Entscheidungen übertüncht werden können. Von erratischen, politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen, die sich auch auf die Börsen übertragen werden, auszugehen, ist sicherlich eine realistische Vorstellung.
Wie reagiert man als Anleger auf eine derartig große Unsicherheit in den USA? Die aktuelle Trump-Rally dürfte irgendwann durch die desillusionierende Realität eingeholt werden. Investitionen in bereits heiß gelaufene Werte – Stichwort AI – könnte oder sollte man zu den aktuellen Kursen auf ein Minimum beschränken.
Die von Kennedy Jr. ins Visier genommene Preispolitik der Pharmaindustrie sorgt dafür, dass für Anleger mit Langzeithorizont günstige Einstiegskurse bei Pharmawerten produziert werden. Handelt es sich dabei noch um Impfwerte, die auch noch gegen die Folgen des Patentkliffs ankämpfen, wie das z.B. bei Pfizer der Fall ist, führt das zu Ausverkaufskursen mit sagenhaften Dividendenrenditen für die Anleger.
Für risikoscheue Investoren bietet sich mit AbbVie aber auch ein solider Wert an, der unter seinem diesjährigen Höchstkurs zu einer attraktiven Dividendenrendite ins Depot genommen werden könnte. Auch eine Qualcomm, Amgen sowie die von uns favorisierte Fortescue Aktie sehen wir bei den aktuellen Kursen ebenfalls als attraktive Investments an.
Insgesamt wären wir bis zum Amtsantritt der Trump Regierung eher vorsichtig und würden uns auch durch eine kleine Zwischenrally nicht aus der Ruhe bringen lassen. Nach den ersten 6 Amtswochen der Trump Regierung, wäre die Lage allerdings neu zu bewerten. Insgesamt gilt, wie immer, unser trivialer, aber wahrer Lieblingsspruch: „The future is unknown.“
