Snapshot
Redwire Corp.: ISIN US75776W1036 WKN A3D013 Ticker: RDW

Das Unternehmen
Redwire, gegründet 2017, Börsengang 2021, ist ein junges US-Raumfahrt und Verteidigungsunternehmen. Angesiedelt in Jacksonville, Florida, beliefert Redwire die einschlägige Industrie mit Raumfahrtelektronik jeglicher Art. Die umfangreiche Produktpalette reicht von Solarzellengruppen über Sensoren, Antennen, Kamera Systemen, Positionssensoren für die Navigation, Software, bis hin zu Vorrichtungen für industrielle Fertigungsprozesse im All. Bei dieser breiten Palette ist es logisch, dass Redwire-Produkte an vielen Weltraummissionen beteiligt sind, auch wenn dies meist nur ausgewiesenen Experten bewusst ist. Zu Redwires Auftraggebern gehören die Nasa, Darpa (Behörde des US-Verteidigungsministeriums, die militärische Forschungsprojekte im Weltraum durchführt) sowie diverse europäische Kunden.
Der Investitionsansatz
Redwire Corporation ist eine Wette auf die sich entwickelnde Space Economy, den internalen Wettlauf, das All zu erkunden, es wirtschaftlich und touristisch zu nutzen und militärisch zu überwachen. Dass dabei ein langer Atem erforderlich ist, dürfte klar sein. Wann sich der große Investitionsboom öffentlichkeitswirksam materialisiert, ist nicht klar ersichtlich. Allerdings wurde erst in diesen Tagen die Space Economy erneut in den Fokus der Anlegerschaft gerückt. Die Vergabe eines Großauftrags in Höhe von maximal $4,8 Mrd. an das kleine Raumfahrtunternehmen Intuitive Machines hat dessen Börsenkurs in die Höhe schnellen lassen. Das sollte als erneute Bestätigung für die zunehmende Relevanz der privaten Raumfahrt und der damit verbundenen Technologien gesehen werden. Erkennbar war dies allerdings auch schon wesentlich früher – Stichwort SpaceX und Elon Musk.

Auf dem langen Weg zum kommerziellen Erfolg sind insbesondere bei kleineren Unternehmen größere Umsatzschwankungen zu berücksichtigen. Umsätze und Gewinne hängen überwiegend von Aufträgen staatlicher Institutionen ab, aber auch von Privatkunden, die ihre Satelliten ins All bringen möchten. Diese vergeben ihre Aufträge nach anstehenden Projekten und zur Verfügung stehenden Mitteln. Dabei sind sie sehr bedacht, ihre Mittel kostensparend und effizient einzusetzen. In der Vergangenheit hat sich die Nasa als aufgeblasenes, überteuertes Bürokratiemonster entpuppt. Aus diesem Grund gibt es den Trend, zunehmend auf erheblich kostengünstigere Privatunternehmen zu setzen. Davon profitiert u.a. Redwire.
Um das Ganze in die Perspektive zu setzen, muss man wissen, dass sich gegenwärtig knapp 6000 Satelliten im All befinden. Sollten bis 2030 alle geplanten Weltraummissionen realisiert werden, würde diese Zahl auf 438.000 anwachsen. Das entspräche dem 73-fachen des aktuellen Werts.
Positive Schlagzeilen
Anbei einige Schlagzeilen, die die Entwicklung von Redwire dokumentieren und zeigen, warum es für Anleger ein sehr interessantes Papier sein könnte.
05.09.24 – Beitritt zum U.S.-U.A.E. Business Council, einer Wirtschaftsförderungsgesellschaft zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten und den USA. (Weitere Mitglieder u.a. Amazon, Facebook, AbbVie, AMD etc.)
03.09.24 – Übernahme von Hera System und damit Ausdehnung des Geschäftsfeldes auf spezielle Sicherheits-Raumfahrtmissionen.
27.08.24 – Redwire von einem europäischen Auftraggeber für Verteidigungssysteme ausgewählt, die Kommunikationssysteme, sogenannte Radio Frequency Payloads, für bestimmte Satelliten zu liefern. RF Frequency Payloads bilden das Rückgrat der Kommunikation zwischen All und Erde.
01.08.24 Ankündigung der Unternehmen Vast, des deutschen Startups Yuri und Redwire, gemeinsam die Entwicklung des sogenannten Haven-1 Lab zu betreiben.
29.07.24 Unterzeichnung einer Absichtserklärung gemeinsam mit dem Unternehmen Consolidated Safety Services sich für zukünftige Aufträge unter dem $478 Millionen schweren NASA Programm REMIS-2 zu bewerben. Aufgabe ist die Versorgung der aktuellen Raumstation ISS.
Was Retail Investor an Redwire fasziniert
Neben den umfangreichen Aktivitäten, von denen wir einen kleinen Ausschnitt angeführt haben, finden wir die folgenden Gesichtspunkte spannend. Aktuell besitzt Redwire 9 Nutzlasten auf der ISS. Diese führen wichtige Experimente aus den Bereichen der Biowissenschaft und Physik für die Regierung sowie kommerzielle Kunden aus. Redwire dürfte damit aktuell zur Speerspitze im Bereich der wissenschaftlichen und kommerziellen Forschung im Weltraum zählen. Dies wird auch durch zwei weitere Projekte bestätigt. Bereits am 12.03.24 gab Redwire die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit dem Pharmagiganten Eli Lilly bekannt. Dabei geht es um Experimente, die Entdeckung neuartiger Medikamente gegen chronische Krankheiten zu beschleunigen. Auf der ersten Mission hatte man bereits erfolgreich nachgewiesen, dass das Wachstum von Insulinkristallen von der Schwerelosigkeit im All profitiert.
Redwire produziert die dazu erforderlichen Gerätschaften und Apparaturen, die das Experiment ermöglichen. Es ist, wie es Börsianer manchmal ausdrücken, ein sogenanntes Picks and Shovel Play. Der Ausdruck erinnert an den amerikanischen Goldrausch. Bei dem wurden fast ausschließlich die Verkäufer der benötigten Gerätschaften wohlhabend, nicht aber die Goldgräber selbst.
Bekräftigt wird Redwires Pole Position in diesem Bereich durch ein bereits am 30.07.24 durchgeführtes Projekt mit dem Wake Forest Institute of Regenerative Medicine. Dabei ging es um die Züchtung von 36 Proben von dreidimensional mit dem Bioprinter hergestellten Lebergewebsproben. Der Fokus lag auf der Frage, inwieweit die Schwerelosigkeit für die Bildung funktionierender Blutgefäße förderlich sein kann.

Zahlen
Mit einer durchschnittlichen, jährlichen Wachstumsrate von 63,24% (über die letzten 6 Jahre) entpuppt sich Redwire als Wachstumsaktie. Dass dieses Wachstum abflacht, beeindruckt uns dabei nicht sonderlich, weil die Space Economy, wie bereits erwähnt, hochgradig am Tropf größerer Auftraggeber sowie an der Durchführung von Weltraummissionen hängt. Beides läuft nach erratischen Mustern ab, die sich zwangsläufig auch so in der Bilanz widerspiegeln.
Mit aktuell nur 63,3 Millionen außenstehenden Aktien und einer Marktkapitalisation von 429 Millionen USD verfügt dieses junge Unternehmen über ein riesiges Potenzial, dass es noch auszuschöpfen kann.
Die Cash Position von nur 31 Millionen USD ist nicht opulent, aber auch nicht besorgniserregend. Schließlich ist das Unternehmen erst kürzlich Cash Flow positiv geworden, kann also mit eigenen Mitteln Investitionen tätigen, sowie Schulden tilgen.
Fazit
Unser grundsätzliches Interesse an der Space Economy resultiert aus der Tatsache, dass sich der Weltraum in den nächsten Jahren/Dekaden zunehmend zum Wirtschaftsraum entwickeln wird. Hält man sich noch einmal vor Augen, dass allein die Anzahl der Weltraumsatelliten bis 2030 von aktuell ca. 6.000 auf mehr als 400.000 ansteigen soll, wird das innewohnende Potenzial mehr als deutlich.
Aufgrund der breiten Aufstellung des Unternehmens und der großen Bandbreite von zukunftsfähigen Produkten sehen wir in Redwire, ein riesengroßes Entwicklungspotenzial in einem vielversprechenden Geschäftsfeld. Bestenfalls könnte die AG über die Jahre zu einem bedeutenden Player, einer Large Cap Company, heranreifen.
Die mäßige Kapitalisierung des Unternehmens sehen wir momentan nicht als bedrohlich an. Es ist eine riskante, aber lohnenswerte Spekulation auf die Entwicklung der Space Economy. Zu befürchten wäre allenfalls die Übernahme durch eine größere Aktiengesellschaft wie Lockheed Martin, General Dynamics oder z.B. der Northrop Grumman Corporation. Diese würden sich die Redwire Aktionäre sicherlich sehr gut bezahlen lassen. Mitveräußert würde dabei jedoch auch jegliches zukünftiges Entwicklungspotenzial.
Aufgrund des spekulativen Charakters ist dieses Investment, unserer Auffassung nach, für Börsenanfänger ungeeignet. Auch erfahrene Investoren sollten nur einen geringen Teil ihres Vermögens investieren.
Retail Investor besitzt seit Längerem sowohl Aktien von Redwire als auch von Intuitive Machines.
Hinweis:
Jeder Artikel gibt die persönliche Meinung des jeweiligen Verfassers wieder. Diese ist das Ergebnis eigener Recherchen, die nach bestem Wissen und Gewissen und mit großer Sorgfalt durchgeführt worden sind. Es handelt sich dabei nicht um eine Wertpapierberatung bzw. Aufforderung zum Kauf von Wertpapieren. Vorsorglich wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Erwerb von Wertpapieren mit gewissen Risiken verbunden ist, mit Risiken, die im schlimmsten Fall zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen können.
Es wird ferner darauf verwiesen, dass Wertpapierkäufe auf sorgfältige eigene Analysen und Recherchen gegründet sein sollten. Weder Retail Investor noch der/die Verfasser eines Artikels haften für etwaig entstandene Verluste.
Retail Investor – Klaus-Uwe Becker